Innovationen, Kreislaufwirtschaft und das Geschäftsmodell der nachhaltigen Entwicklung
Gemäß den am 2. Dezember 2015 vorgelegten EU-Zielen zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft sollen bis zum Jahr 2030 65 % im Bereich Recycling von Gemeindeabfällen und 75 % im Verpackungsrecycling erreicht werden. Der Abfallstrom soll bis 2030 bis zu 10 % betragen. Auch die Lagerung von getrennten Abfällen wird verboten. Aus diesem Grund suchen immer mehr Unternehmen nach den innovativsten Lösungen für eine rationelle Abfallwirtschaft.
Der Schlüssel zum Erfolg und nachhaltigen Wettbewerbsvorteil in diesem Bereich ist die „intelligente“ Nutzung von Recyclingmaterialien für Abfälle, sofern diese überhaupt anfallen, um einen völlig neuen Rang als Rohstoff des 21. Jahrhunderts zu erlangen. Riesige Investitionen der Unternehmen in neue Technologien und sowie nicht-standardisierte Lösungen würden dazu führen, dass das Konzept des „End of Product Life“ vollständig abgeschafft wird. Ein scheinbar gebrauchtes Produkt kann ein zweites Leben bekommen sowie einen neuen und beliebigen Zweck erhalten. Daher sollte eine der Schlüsselannahmen der Kreislaufwirtschaft darin bestehen, nach jenen Recyclingmethoden zu suchen, die dem Unternehmen die meisten Verarbeitungsmöglichkeiten als Reaktion auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Unternehmens bieten – 100 % integriert in die Strategie und Ziele des Unternehmens [10 ].
Die Kreislaufwirtschaft erzwingt Veränderungen nicht nur im Handeln und in der Herangehensweise aber vor allem im Denken über eigene Aktivitäten und Initiativen innerhalb der Lieferkette. Auf der Länder- und Regionalebene ist das Thema Kreislaufwirtschaft mit dem Bedürfnis verbunden, Ansätze, Annahmen, Strategien und Politiken zu definieren. Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch darin, Unternehmen, die durch neue Trends und Erwartungen ihrer KundInnen zum Handeln gezwungen sind, neue Lösungen, Modelle und Handlungsweisen aufzuzeigen.
Der flexibelste Weg, Abfall mit anschließender Nutzung zur Erreichung spezifischer Unternehmensziele zu verarbeiten, ist Upcycling, Downcycling und schlussendlich Marken-Upcycling.
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Upcycling ist derzeit eine der inspirierendsten Methoden zur Entsorgung von Abfällen von Unternehmen. Es ist ein Prozess des kreativen Recyclings, der darin besteht, scheinbar gebrauchten Gegenständen und Materialien einen höheren Wert zu verleihen und sie in ästhetische, funktionale und vollwertige Produkte zu verwandeln.
In der Linearökonomie oder auch Wegwerfwirtschaft wird jedes Produkt, das seine ursprüngliche Attraktivität und Funktionalität verloren hat, obsolet und nutzlos, obwohl es noch verwendbar ist. Upcycling ändert das, dank Aktivitäten wie dem Wiederaufbau, der Dekonstruktion, d. h. der Zerlegung in Elemente, und der anschließenden Verarbeitung, d. h. der Neugestaltung, um ihm eine neue, ästhetische und funktionale Form zu geben.
Upcycling ist eine künstlerische Ausdrucksform. Der aufbereitete Abfall gewinnt nicht nur an Wert, sondern wird auch einzigartig gestaltet. Mit ein wenig Fantasie lässt sich aus Müll fast alles herstellen – Einrichtungsgegenstände, Möbel, Kleidung oder Alltagsgegenstände. Ein perfektes Beispiel für Upcycling wird beispielsweise die Umwandlung von Europaletten in Möbel sein. Es wird manchmal als Recycling 2.0 bezeichnet. [11]
Fast alles kann auf diese Weise hergestellt werden. Wir sind hier lediglich durch unsere Vorstellungskraft begrenzt. Produkt-Upcycling ist ein Beispiel dafür, wo scheinbar nutzlose Materialien für schöne Einrichtungsgegenstände, Werbematerialien für Unternehmen, Goodies, die man auf Seminaren für Werbezwecke bekommt, Preise bei Wettbewerben, die von Unternehmen organisiert werden, Geschenke für MitarbeiterInnen und KundInnen des Unternehmen oder sogar Messestände und Ökozonen auf Firmenveranstaltungen verwendet werden. Der Upcycling-Prozess hat ohne Zweifel Potential, indem er KundInnen, die dem Unternehmen nahe stehen in Tätigkeiten des Unternehmens einbindet, die zur Verbesserung der Umwelt führen [12].
Beispiele von Produkten, die mittels Upcyclings hergestellt wurden, finden Sie im Internet.
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Der Gründer der Marke Dekoeko hat eine Methode namens Brand Upcycling entwickelt. Es geht darum, der Marke einen höheren Wert zu verleihen, indem das ökologische Upcycling des Unternehmens in seinen verschiedenen Abteilungen aktiviert wird. Die Vorteile der Verwendung von Brand Upcycling sind zahlreich. Zunächst betritt das Unternehmen den Weg der Kreislaufwirtschaft basierend auf dem, was bereits zur Verfügung steht, d. h. den Abfall, den es erzeugt. Darüber hinaus verringert es durch die Erstellung von Produkten die Abhängigkeit von immer knapper werdenden natürlichen Ressourcen, indem nur verfügbare Ressourcen verwendet werden. Gleichzeitig steigt der Wert des Produkts und sein Lebenszyklus wird deutlich länger. Durch die Entwicklung neuer Upcycling-Produkte erweitert das Unternehmen auch den Umfang seiner Aktivitäten, indem es jene KundInnen akquiriert, die auf die Umwelt achten, sowie zuvor nicht verfügbare Marktnischen erschließt und neue Geschäftslösungen schafft, die in Bezug auf Abfallaufbereitung besser geeignet sind.
Das komplette Gegenteil von Upcycling ist das zuvor erwähnte Downcycling. Es tritt auf, wenn wir bei der Verarbeitung des Materials etwas von weniger Wert erhalten. Tatsächlich handelt es sich bei fast jeder Art von industriellem Recycling um Downcycling. Es gibt nur wenige Sachen, die sich endlos verarbeiten lassen, ohne ihren Wert zu verlieren, z.B. Recycling von Papier. Selbst wenn Sie hochwertigstes Papier in den Müll werfen, werden die Zellulosefasern nach bis zu 8-maliger Verarbeitung von Altpapier zu einem anderen Papier kurz genug sein, um höchstens aus Pappe hergestellt werden zu können. Bei Kunststoff ist es ähnlich. Der schlechteste Kunststoff kann nur einmal verarbeitet werden!
Aluminium und andere Metalle stellen Beispiele für Materialien dar, die endlos recycelt werden können.
Obwohl Recycling eine sehr gute Möglichkeit darstellt, die ökologische Situation in der Welt zu verbessern, sollte man nach Methoden suchen und diese auch anwenden, die dazu beitragen, den Müllberg zu verkleinern und gleichzeitig der Umwelt zu helfen. Upcycling stellt eine solche Methode dar.
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Eine weitere Methode, um die Kreislaufwirtschaft kostenlos in Unternehmen einzuführen, ist die innovative mechanisch-thermische Aufbereitungstechnologie RotoSTERIL, die von der Bioelektra Group S.A. entwickelt wurde. Sie ermöglicht die Wiederverwendung von bis zu 96% gemischten städtischen Abfalls. Die Technologie wird in Verarbeitungsanlagen eingesetzt. Es basiert auf einer Kombination aus Sterilisation und mechanischer Sortierung und erfordert keine komplizierten Trennsysteme wie beim Recycling, wo nur etwa 20 % aller Abfälle behandelt werden.
Hier werden die Ergebnisse selbst bei einfachster Abfallsammlung in einem Korb erreicht. Der gemischte Abfall wird dank automatischer und sehr präziser Trennung von sterilisiertem, trockenem Abfall zu Rohstoffen. Auf diese Weise kann die Technologie die Deponierung von Abfällen minimieren und der größte Teil des Materials, bis zu 96 %, kann in der Wirtschaft wiederverwendet werden.
Die RotoSTERIL-Technologie ist durch eine hohe Wirtschaftlichkeit gekennzeichnet. Erlöse werden aus dem Verkauf von separierten Rohstofffraktionen und Biomasse erzielt. Gleichzeitig entfallen die Kosten für die Abfallentsorgung. Die Innovation dieser Lösung hat folgenden Hintergrund: bis zu 65 % Recycling (Rückgewinnung verschiedener Sekundärrohstoffe: Glas, Kunststoffe, Eisenmetalle, Aluminium, Biomasse als Baustoffsubstrat oder Bodenverbesserungsmittel), keine Gerüche, minimale Deponierung (bei 4%), einfache Abfallsammlung.
Die daraus resultierenden Vorteile für die Umwelt sind enorm:
- Keine Emissionen – es werden keine Schadstoffe in Wasser, Boden oder Luft abgegeben
- Reduzierung der Treibhausgasemissionen
- Keine Geruchsbelästigung durch die Abfallbehandlung, wodurch das Risiko von Konflikten mit umliegenden Gemeinden minimiert wird,
Fast keine Abfalllagerung (Lagerung von bis zu 4% des sicheren Abfalls nach der Verarbeitung) und Rückführung in den Wirtschaftskreislauf von über 65% des Abfalls.
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Innovative Tätigkeiten in der Kreislaufwirtschaft fokussieren sich immer öfters auf Methoden zur Rückgewinnung einzelner, stark begrenzter Rohstoffe wie Zellulose, Biogas und Phosphor.
Aktivitäten rund um die Zelluloserückgewinnung sind derzeit eine der Hauptaktivitäten zu diesem Thema. Bei der Abwasseraufbereitung werden Papierfasern getrennt und vor allem im Bauwesen wiederverwendet. Wenn recyceltes Toilettenpapier-Granulat nach der Verarbeitung richtig aushärtet, erhält man einen Rohstoff der beispielsweise beim Bau von Straßen gut eingesetzt werden kann.
Diese Beschreibung ist nicht nur eine theoretische, praktikable Verwendung von wiedergewonnenen Zellulosefasern. Beispiele, wie man recyceltes Papier erfolgreich einsetzt, gibt es auch in der Provinz Friesland. Dort gibt es für Kinder beim örtlichen Zoo auch gepflasterte Parkplätze.
Generell ist die Entsorgung von zellulosehaltigen Verunreinigungen sehr teuer. Die Methode der Wiederverwendung als Rohstoff in der Bauindustrie ermöglicht es, die Kosten erheblich zu senken, da Einsparungen in anderen Bereichen bei anderen Materialien erzielt werden können. Auch der Planet gewinnt – dank einer absolut ökologischen Herangehensweise an das Problem. Diese Methode ist in den Niederlanden beliebt.
Erdgas ist ein Rohstoff, dessen Ressourcen derzeit erschöpft sind. Daher wird aktuell nach anderen Substanzen gesucht, die es ersetzen können, bei denen gleichzeitig alle notwendigen Eigenschaften erhalten bleiben. Dieses „Etwas“ könnte Biogas aus der Abwasserreinigung sein.
Diese Lösung wird unter anderem in den USA und in Deutschland eingesetzt. Das BioCat-Konzept ermöglicht die Umwandlung von Rückständen in der Wasseraufbereitung in Biogas. Dabei werden Wasserstoff und Wasser im Prozess der Elektrolyse getrennt. Auf diese Weise erhält man ökologische Energie, die effektiv für andere Zwecke eingesetzt werden kann.
Bei der Elektrolyse erhält man noch ein weiteres wichtiges Element – Hitze. Während des Prozesses der Biomethanisierung zur Zersetzung von Biogas wird erwärmte Luft erzeugt. Diese kann zum Beispiel zur Erwärmung des Klärschlammes in der Anfangsphase der Fermentation verwendet werden.
Auch die Beseitigung von Phosphor aus dem Wasser, der bekanntlich als Schadstoff für Stauseen gilt, erweist sich in der Kreislaufwirtschaft als nützlich. Phosphor ist ein gut geeignetes Material zum Düngen von Pflanzen. Entgegen dem Anschein ist er dafür verantwortlich, den Fluss von Schadstoffen ins Wasser zu verringern. Außerdem wirkt sich das ganze positiv auf die Erträge aus.